Die Idee im Jahre 1945 in Brunsbüttel eine Töpferei zu gründen, stieß bei den Behörden und Kreditinstituten zunächst auf ein müdes Lächeln. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung stellte seiner Zeit den Erfolg durch ein kunsthandwerkliches Schaffen in Frage.
Dennoch ließ sich das Ehepaar nicht entmutigen.
In der Brunsbütteler Tiedemannstraße fanden sie geeignete Räumlichkeiten und gründen ihr neues Unternehmen Brunsbütteler Kunstkeramik, das später in THOMS-KERAMIK umbenannt wurde.
Als Firmenlogo entwarf Friedel Thoms einen Greif. Die Eigenschaften, die man diesem Fabelwesen zuschreibt, sind Stärke und Wachsamkeit. Zwei Eigenschaften, die das junge Unternehmerpaar gut gebrauchen konnte, denn bereits nach einem Jahr vernichtete ein unverschuldeter Brand die Werkstatt.
Doch die jungen Leute ließen sich nicht entmutigen und bauten alles wieder auf. Als die anliegende Güllegrube die Werkstatt überflutete, bauten sie ein neues Werkstattgebäude in der Brunsbütteler Süderstraße 25.
Am Tag der Währungsreform, 20. Juni 1948, war es endlich so weit und der Umzug in das neue eigene Gebäude konnte in die Tat umgesetzt werden.
Bis Mitte der 50-er Jahre bauten sie insgesamt 4 x an das ursprüngliche Werkstattgebäude an, als letztes erfüllten sie sich den Wunsch nach einem eigenen Wohntrakt. Damit bekam der einst rechteckige Bau die Form eines L . Das war damals außergewöhnlich und sehr modern.
Das Wohnhaus / Öl auf Hartfaser/ Friedel Thoms
Die Aufgaben innerhalb der Produktion teilte sich das Ehepaar untereinander auf. Auf diese Weise fanden sie gemeinsam einen Weg zu einer eigenständigen Stilrichtung.
Die Dreherei stand unter der Leitung von Hans-Jochim Thoms. Er entwarf und drehte die Formen auf der Töpferscheibe, glasierte und kümmerte sich um die Brände.
Als chem.-keramischer Ingenieur entwickelte er seine Glasuren selbst. Nur so war die Töpferei in der Lage, Keramiken in derart unterschiedlichen Techniken hervorzubringen, wie Majolika, Fayence, feinste Malerei in Gold, Lüster- und Perlmutt. Später kamen diverse Sinter-Engobetechniken in Schwarz, Grau, Ocker und dem für die Landschaft typischen warmen Blau mit Ritzdekor auf den Markt.
Die blauen Keramiken brachten 1960 den großen Durchbruch und machten die Töpferei über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus bekannt.
Nachdem die Einrichtungsfarben der Wohnungen von Blau zu Braun tendierten, entwickelte Hans-Jochim Thoms in Anlehnung an den Dithmarscher Lößboden ein spezielles Erdbraun. Dieser Farbton löste das Blau nach und nach ab.
Die gute Lage des Grundstücks - direkt an der B5 - die damals noch durch
Brunsbüttel ging - führte viele Neugierige zum Kaufen und Gucken in die Töpferei.
Zunächst übernahmen Vertreter die Vermarktung der Ware, doch dann fuhren Hans-Jochim Thoms und sein Kollege Rudi Bönsch (Tellingstedter Töpferei) auf die Internationale Frankfurter Messe, wo sie ihre Produktion auf einem gemeinsamen Stand vorstellten. Viele Jahre kehrten sie mit vollen Auftragsbüchern zurück, bis das Ehepaar Thoms zur Selbstvermarktung in eigenen Läden überging. Das erwies sich als ein großer Erfolg.
Sie war für die Dekore verantwortlich und leitete die Abteilung Malerei. Ihre Ideen schöpfte sie aus der großen Palette heimischer Gräser, Wildblüten, Pflanzen und Tiere. Aus ihrer Hand entstanden Dekore in unverwechselbarer feiner Pinselzeichnung, kombiniert mit immer wiederkehrenden Spinnweben, der Libelle und dem kleinen Schmetterling.
Aus ihrer Beschäftigung mit den Stickereien der Winzer Elbmarschen gingen die volkskundlichen Ritzornamente hervor, die sie immer weiter abstrahierte. Es entstanden die typischen Dekore wie Lorbeer, Tulpe, Blatt, Kuller und der Tropfen - letztes stellvertretend für den Dithmarscher Landregen.
Alle Dekore waren historisch in ihrem Aufbau und ihrer Symbolik, aber neu in der Darstellung.
Weitere Arbeiten siehe unter <<KERAMIKEN>>
Mitte der 60-er schlüpfte ein Spatz aus der Ideenwerkstatt. Als kleines Geschenk gedacht, machte er als Sylter Spatz Karriere und wurde zum Sammelobjekt. Jedes Jahr kam ein neuer Vogel hinzu wie das Rotkehlchen, die Meise, das Goldhähnchen, die Schwalbe und viele mehr. Als plötzlich in vielen Städten die Thoms-Keramik Vögel in gleicher Aufmachung in den Geschäften auftauchten, erlebte Deutschland eine Vogelinvasion. Einige Geschäftemacher hatten die Originale nach Taiwan geschickt und dort zu zigtausenden kopieren lassen. Das Ehepaar Thoms zog vor Gericht und das Urteil unterband diese Vogelschwemme, weil es sich um eine Verletzung des Urheberrechts handelte.
1990 stellte das Paar die die Produktion in der Brunsbütteler Töpferei ein und nutzte die Räumlichkeiten nur noch privat. Friedel Thoms erfüllte sich einen Lebenstraum und richtete sich ein eigenes Mal- und Keramikatelier ein. Die restlichen Räume der Töpferei wurden als Galerie genutzt. Einmal jährlich fand eine große Ausstellung statt.
Nicht alles, was Blau oder Braun ist, muss Thoms-Keramik sein. Wie bei den Vögeln, gab es auch bei den Keramiken "Nachempfinder". Eine ebenfalls in Brunsbüttel ansässige Töpferei versuchte Produkte in ähnlichem Stil und Farbe hervorzubringen. Selbst die Signatur wurde zunächst zum Verwechseln ähnlich auf den Boden der Keramiken geritzt. Deshalb findet man nur auf den frühen Arbeiten der Firma Thoms die Signatur "TK Handarbeit". Später wurde sie durch "Thoms Handarbeit" ersetzt. Es gibt unterschiedliche Schriften, denn wer einen Gegenstand dekorierte, setzte das Signum in seiner eigenen Handschrift darunter.
Hier ein Beispiel der nachempfundenen Keramik:
Fotos: http://www.glaskilian.de/
Hans-Jochim und Friedel Thoms
Ein Keramiker aus Griechenland macht ein Praktikum.
Hans-Jochim Thoms beim Ausnehmen des Ofens.
Für Friedel Thoms begann die Weihnachtssaison bereits im September.
Auszubildende Sabine Zielke aus Venezuela.
Blick in die Dreherei.
Rohware
Herr Köster kümmerte sich nicht nur um den
Ton und das Packen von Paketen, sondern auch um den Garten , seinem liebsten Kind-
Gestempelte Signatur aus den 50-er Jahren. Links für den Export mit dem Zusatz "Made in Germany".
Signatur einer Fayencevase aus den frühen 60-ern mit eingeritzer Seriennummer für Messen. Foto: Sabine Engel-Michael.
Alte und neue Signatur von Friedel Thoms. Sie schrieb in Großbuchstaben vielfach mit abgerundetem E.
Signatur, die Friedel Thoms oft für Einzelstücke verwendete.